Ich bin gebürtiger Bielefelder, 38 Jahre alt und betreibe seit elf Jahren einen Secondhandshop, der erst in der Bielefelder Altstadt und nun im Studio des ehemaligen Skala Kinos zu finden ist.
Mein Alltag spielt sich derzeit eigentlich nur in meinem Laden ab. Hier versuche ich auf alle KundInnen einzugehen und zu helfen, wo ich kann — sei es mit ein paar extra Prozenten oder einer helfenden Hand. Der Grundgedanke hinter dem Laden ist, ungleichgültig gegenüber der Fast Fashion zu sein und den KonsumentInnen die Möglichkeit zu bieten, sich von der Fast Fashion abzuwenden und sich trotzdem modisch zu kleiden. Nebenbei versuche ich, mit den mir gegebenen Mitteln, auf aktuelle Geschehnisse einzugehen und zum Beispiel Spenden zu sammeln. Aktuell habe ich einen gewissen Betrag des Umsatzes an die Beirut Hilfe gespendet.
„Wir sollten öfter unsere Komfortzone verlassen und über den Tellerrand blicken.“
Da mir der Umweltschutz am Herzen liegt und wir so Unmengen an Ressourcen sparen können. Auf zwischenmenschlicher Ebene versuche ich, einfach jedem so zu begegnen, wie ich es mir für mich wünsche.
Gleichgültig bin ich beim Beantworten von Emails.
Das gesellschaftliche Klima ist schroffer geworden, nicht nur in Bielefeld, das ist auf der ganzen Welt zu beobachten. Die Hemmschwellen sinken und die Lunten werden kürzer. Das wirkt sich auf jeden Bereich aus, sei es auf den Straßen, wo viele verängstigt sind oder im Netz, wo Beleidigungen und Drohungen zum Alltag gehören. Es gibt aber viele verschieden Bewegungen, die unterschiedliche Bereiche verändern wollen. Black Lives Matter und Fridays for Future sind wohl die bekanntesten und aktuellsten Bewegungen. Diese Bewegungen machen Hoffnung und inspirieren hoffentlich viele, sich mit den Dingen um sich herum zu beschäftigen und nicht wegzusehen.
Die Menschen sind misstrauischer gegenüber allem Unbekannten geworden, wodurch es schwieriger geworden ist, eine Gemeinschaft zu bilden.
Wir sollten öfter unsere Komfortzone verlassen und über den Tellerrand blicken — sei es zwischenmenschlich oder im Konsum. Wir sollten öfter andere Wege gehen, die Augen vor Unrecht und Elend nicht verschließen, überlegen, welche Mittel uns gegeben sind und, wie diese anderen helfen könnten.
Derzeit fast nur in meinem Laden, das soll sich in naher Zukunft aber ändern. Ich plane den Laden mehr in soziale Projekte einzubinden und plane außerdem noch einen weiteren Geschäftszweig, der aktiver soziale Ungerechtigkeit angehen kann.
Fotos: ©️ 2020 Lara Müller